16.11.2018

Warum ich nicht nein gesagt habe

Ich habe nicht nein gesagt, weil ich nicht wusste, wie. Die Buchstaben lagen wie Bonbons in meinem Mund, alles was ich tun musste, war sie dir ins Gesicht zu spucken, blaue Bonbons als Komplementärkontast zu deinen braunen Augen, in die ich noch heute nicht gerne sehe, obwohl ich so tue, als ob es mir egal wäre. Alles egal. Egal zu hören, dass Du noch heute in Gesichter von Körpern schlägst, die die Distanz zu dem deinigen suchen. Ich wusste nicht, wie man redet, wie man richtig redet, wie man redet, ohne kindisch und unreif und lächerlich zu klingen, wie man redet, ohne dass du dann nie wieder redest mit mir.

Ich habe nicht nein gesagt, weil ich wusste, du würdest wütend werden, sehr wütend, so wütend, dass du mich verlassen würdest und ich wieder allein wäre, und wer ist schon gerne allein? Besonders in einem Alter, in dem es kindisch und unreif ist, allein zu sein und auch irgendwie kacke, denn wer schlägt die Gesichter, die meinem Körper zu nahe kommen, wenn ich alleine bin und ich mich doch nicht mal traue, zu dir nein zu sagen. Der kürzeste Rock der Stadt, selbst schuld. Und wenn ich sowieso ungefragt angefasst werde, warum dann nicht eben eher von dir als von anderen, gibst du dir denn immerhin so viel Mühe. Ist schon okay, das passt schon so.

Ich habe nicht nein gesagt, weil ich nicht wusste, dass ich verneinen kann. Weil keine Frage im Raum stand, die ich hätte beantworten können. Weil alles klar war, dachte ich, so läuft das eben. Wenn mir nicht gefällt, was du tust, ist es meine Unvollkommenheit und Du suchst dir eben eine andere, die's mag, oder besser verstecken kann, dass sie's nicht tut.

Sechs Jahre später kam die Frage, so selbstverständlich und ich dachte kurz, ich würde mich verhören. Und mir kamen die Tränen, weil ich wusste:
Ich hätte Dir ins Gesicht spucken müssen, jedes verdammte Mal.

Wenn's euch ähnlich geht, oder anders und ihr Redebedarf habt: schreibt mir gerne.